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P2: Projektbeschrieb

Entstehungsdatum laufend, seit 2018
Aufnahmeorte Schweiz / Sizilien
Kurzbeschreibung Bilder des Unperfekten, geprägt durch Asymmetrie, Unzulänglichkeit, Altersspuren, Mängel usw.

Meine Motivation zu "Faszination des Unperfekten"

Während ich im Herbst 2018 meine Ferien auf Sizilien verbrachte, erfuhr ich zufällig vom Ifolor-Fotowettbewerb "Die Faszination des Unperfekten". Ich fühlte mich vom Thema gleich angesprochen. Wo sonst, wenn nicht in Sizilien, sollte ich auf ein passendes Motiv stossen?

Ich begann ganz bewusst nach Asymmetrien, Unregelmässigkeiten, Mängeln, Alters- und Gebrauchsspuren zu suchen - und wurde auch fündig. Das Bild, das ich letztlich für den Wettbewerb einreichte, ist dann aber doch durch Zufall entstanden.

Seither habe ich beim Fotografieren stets ein offenes Auge für das Unperfekte, aber ich suche nicht mehr explizit danach.

In meiner psychotherapeutische Tätigkeit begleitet mich hingegen das Konzept des Unperfekten täglich. Perfektionismus, Angst vor Fehlern und der befürchteten Zurückweisung, nicht Nein sagen können sind Beispiele von Verhaltensweisen, die oft mit Leid und Beeinträchtigung einhergehen. Im Unperfekten, im "Mut zur Lücke", im "scheiterheiter", im "sich anderen zumuten" steckt jedoch ein grosses Potential für ein zufriedeneres Leben.

Thematischer Hintergrund

Als ich nach einer Definition des Worts "Unperfekt" suchte, fand ich schnell heraus, dass es dieses Wort im Duden gar nicht gibt. Es handelt sich um eine imperfekte Wortkreation! Bald danach stiess ich jedoch auf das japanische Konzept der Ästhetik, Wabi-Sabi (jap. 侘寂), das eng mit dem Zen-Buddhismus verbunden ist. Laut Wikipedia handelt es sich um eine eigentlich nicht übersetzbare Begriffseinheit, die den Massstab der japanischen Kunstbewertung bildet. Nicht die offenkundige Schönheit ist das Höchste, sondern die verhüllte, nicht der unmittelbare Glanz der Sonne, sondern der gebrochene des Mondes. Der bemooste Fels, das grasbewachsene Strohdach, die knorrige Kiefer, der leicht berostete Teekessel, das und Ähnliches sind die Symbole dieses Schönheitsideals. Es geht um die Hoheit, die sich in der Hülle des Unscheinbaren verbirgt, die herbe Schlichtheit, die dem Verstehenden doch alle Reize des Schönen offenbaren. Im Sinne des Wabi-Sabi vertrat der Zenmeister Sen no Rikyu (1522–1591) eine Ästhetik der Untertreibung: Er hielt nichts von Menschen, die eine Sache schon beim kleinsten Mangel ablehnen. Mit einer solchen Haltung zeige man nur, dass man nichts verstanden habe, war seine Meinung. Eine ähnliche Aussage machte auch der Schriftsteller und Zen-Mönch Yoshida Kenko (1283–1350). In seinen "Betrachtungen aus der Stille" schreibt er: "Bewundert man die Kirschblüten nur in ihrer vollen Pracht, den Mond nur an einem wolkenlosen Himmel? Sich im Regen nach dem Mond sehnen, hinter dem Bambusvorhang sitzen, ohne zu wissen, wie sehr es schon Frühling geworden ist – auch das ist schön und berührt uns tief."

Das vorliegende, vermutlich nie abgeschlossene Projekt, enthält jene Fotos, die ich ursprünglich absichtlich für die Teilnahme am Ifolor-Wettbewerb schoss und auch jenes, mit dem ich zu den Finalist*innen gehörte. Danach kamen in unregelmässigen Abständen absichtlich oder zufällig, erst bei der nachträglichen Durchsicht entdeckte Fotos, die entweder das Unvollkommene, für das ich im Wabi-Sabi eine treffende Beschreibung fand, darstellen.

Werkbeschrieb

Wabi-Sabi (japanisches Konzept der Ästhetik) in der Fotografie zelebriert die Schönheit des Unvollkommenen und Vergänglichen. Es lädt ein, die unscheinbaren Details und natürlichen Imperfektionen einzufangen, die oft übersehen werden. Dieser Ansatz fördert eine tiefere Verbindung zur Natur und zu den alltäglichen Momenten, indem er die Anmut in der Einfachheit und die Ruhe in der Unvollkommenheit hervorhebt. Durch Wabi-Sabi wird die Fotografie zu einer Kunstform, die das Authentische in den Vordergrund stellt.

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